In den vergangenen Wochen ist in Würzburg eine öffentliche Debatte über Müll und Lärm an den Mainufern entbrannt. Vor allem an den Wochenenden nutzen überwiegend junge Menschen die Mainwiesen in Sanderau und Zellerau sowie den Mainkai in der Innenstadt, um die lauen Sommerabende zu genießen und nach langer Abstinenz wieder Freund:innen sehen zu können. Dafür haben wir volles Verständnis und die öffentlichen Plätze unserer Stadt sollen auch für solche Zusammenkünfte zur Verfügung stehen. Doch leider häufen sich Beschwerden von Anwohner:innen über nächtliche Lärmbelästigungen, Wildpinkeln und Müllberge am nächsten Morgen. Polizei und Ordnungsamt berichten darüber hinaus von vermehrt auftretenden Sachbeschädigungen und Körperverletzungen an diesen Stellen. Als Konsequenz dieser Entwicklung hat die Stadt beschlossen den Mainkai für zwei Wochenenden nachts zu sperren sowie im selben Zeitraum an den Mainwiesen in der Sanderau den Müll nicht mehr einzusammeln. Außerdem wurde die Möglichkeit eines nächtlichen Alkoholverbots entlang des Mains ins Gespräch gebracht. Wir fürchten, dass solche Maßnahmen als Kollektivstrafen wahrgenommen werden und die beschriebenen Probleme nur verlagern, statt sie zu lösen. Aus diesem Grund wollen wir fünf alternative Maßnahmen vorschlagen, die in unseren Augen dazu geeignet sind, für ein respektvolles Miteinander am Würzburger Mainufer zu sorgen:
1. Mehr Mülleimer und zusätzlich Müllcontainer an Hotspots
Die Bilder der vergangenen Wochenenden zeigen überfüllte Mülleimer. Diese sind teilweise bereits in den frühen Abendstunden randvoll und bieten keine Möglichkeit, weitere Abfälle zu entsorgen. Viele legen deshalb ihren Müll auf oder neben die bereits vollen Mülleimer. Das führt häufig dazu, dass Tauben, Ratten und Krähen sowie Windböen den losen Müll quer über die Wiesen verteilen. Wir fordern deshalb deutlich mehr Mülleimer an den betreffenden Stellen. Darüber hinaus braucht es an stark frequentierten Stellen, wie etwa dem Bereich rund um den Alten Kranen, große Müllcontainer mit großem Volumen. Somit können alle ihre Abfälle gut entsorgen und Wiesen und Büsche sauberer gehalten werden.
2. Pfandringe an den Mülleimern
Auch herumliegende Flaschen und Scherben sind ein zunehmendes Problem geworden. Viele stellen ihre Pfandflaschen neben die Mülleimer, damit Pfandsammler*innen nicht in die Mülleimer greifen müssen. Dies wollen wir erleichtern und fordern deshalb das Anbringen von sog. Pfandringen an den Abfallbehältern entlang des Mains. Somit rollen herumstehende Flaschen nicht mehr weg und gehen auch seltener kaputt. Außerdem sind die Ringe eine optische Ermutigung, Flaschen nicht einfach stehen zu lassen, sondern zum nächsten Mülleimer zu tragen.
3. Öffentliche Toiletten und mobile Toilettenhäuschen
Verstärkt beschweren sich Anwohner*innen in der Nähe des Mains über Urin in Einfahren, Durchgängen und Hauseingängen. Dies ist sehr unangenehm für die Betroffenen und führt zu verstärktem Unmut. Vor allem beispielweise in der Sanderau gibt es keine Möglichkeit des Toilettengangs, was auch zu starkem Wildpinkeln an Büschen und Bäumen führt. Auch dadurch liegen dort dann verstärkt Taschentücher und Papierabfälle herum und verunreinigen die Natur. Deshalb fordern wir kurzfristig das Aufstellen von Toilettenhäuschen an den stark frequentierten Bereichen entlang des Mains. Langfristig muss die Stadt für mehr öffentliche Toiletten sorgen.
4. Einsatz von Silencer
Vor allem laut aufgedrehte Musikboxen führen zu nächtlichen Ruhestörungen. Die Diskussion über eine Sperrstunde für Nachtclubs an Juliuspromenade und Sanderstraße hat uns gezeigt, dass Silencer eine gute Alternative sein können. Diese weisen ab einer gewissen Uhrzeit auf zu starke Lautstärke hin, ohne eine sanktionierende Drohkulisse wie beispielsweise bei Polizei oder Ordnungsamt. Auch andere Städte haben mit derartigen Konzepten gute Erfahrungen gemacht. Wir fordern deshalb kurzfristig den Einsatz von städtischen Silencer, langfristig sollten diese einem/einer städtischen Nachtbürgermeister*in untergeordnet sein.
5. Alternative Flächen zur Verfügung stellen
Kneipen, Bars und Clubs haben weiterhin geschlossen, dennoch lässt die pandemische Lage langsam wieder größere Treffen zu. Diese Situation hat den Main für viele zum Treffpunkt in den Abendstunden gemacht. Wir fordern deshalb die Bereitstellung von alternativen Aufenthaltsflächen, an denen man ohne Konsumzwang zusammenkommen kann. Dort soll der Zutritt – ähnlich wie bei Biergärten – nur mit Nachverfolgung per App oder Registrierung (und ggf. negativem Corona-Test) möglich sein. Außerdem sollen ausgewiesene Flächen und/oder Sitzgelegenheiten für die räumliche Trennung der haushaltsbezogenen Gruppen sorgen. Sozusagen ein Biergarten ohne kommerziellen Getränkeausschank.